Ballweg hält den Meisterpokal fest
Nervenaufreibender kann ein deutscher Meister nicht ermittelt werden als in einem Penaltyschießen. In einem bis zum Schluss ausgeglichenen U17-Finale zwischen den Red Hocks Kaufering und dem FC Stern München stand es nach der Verlängerung 2:2, sodass der Krimi quasi „vom Punkt“ aus entschieden werden musste. Torhüter Moritz Ballweg, der alle vier Münchner Penaltys hielt, war schließlich Kauferings Matchwinner im Finale. „Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, weil wir bis zum Schluss an uns geglaubt haben“, sagte Kapitän Daniel Wipfler, kurz nachdem er den Pokal in die Höhe gestemmt hatte.
Dass das Spiel der besten beiden deutschen U17-Teams auf diese Weise entschieden werden musste, hatte sich vorab bereits abgezeichnet. Exemplarisch die Verlängerung: Ohne zu großes Risiko zu gehen, spielten beide Mannschaften nach vorne – während Stern den Pfosten traf, kratzte Münchens Torhüter Philipp Roßmann den Schuss von Pascal Rieß gerade noch mit der Maske aus dem Kreuzeck. Und auch zuvor ging es auf der einen wie auf der anderen Seite zur Sache: Ohne nennenswerte Torchancen verstrichen zwar die Minuten im ersten Drittel, doch von Langeweile keine Spur – vor 486 Zuschauern wollte keiner der beiden bayerischen Vertreter sich zu früh zu Fehlern hinreißen lassen. Den ersten Gedankenblitz im Finale hatte Paul Handrich, der einen halbhohen Steckpass auf den linken Flügel spielte, wo Bastian Zölzer den Volley sehenswert ins lange Eck schlug. Im zweiten Drittel übernahm Kaufering zunehmend das Kommando, die Gastgeber zielten aber zu oft neben das Tor. Und dass es gegen die starke Stern-Offensive reichlich Konzentration braucht, demonstrierten die Münchner acht Minuten vor Spielende: Sebastian Unterberger wurde nach einer Freischlagvariante herrlich freigespielt und vollstreckte aus zentraler Position. Trotzdem kam Kaufering, angepeitscht von einer tollen Kulisse, noch zurück. „Wir haben die Reihen in dieser Phase umgestellt und so nochmal etwas mehr Dynamik reingebracht“, verrät Kapitän Wipfler. Zunächst legte Jonas Fellner nach einem Ballgewinn auf Alex Stolle ab, der den wichtigen Anschluss herstellte. Und völlige Ekstase brach aus, als Pascal Rieß‘ Schlenzer vom Außennetz die Torlinie entlang kullerte und Jonas Fellner zum 2:2 abstaubte. Wie eingangs geschildert, sollte danach weder die reguläre Spielzeit noch die Verlängerung einen Sieger hervorbringen, sodass Torhüter Moritz Ballweg mit vier Paraden sowie Benedikt Föhr und Jonas Fellner als erfolgreiche Kauferinger Penaltyschützen den Meisterpokal für die Red Hocks sicherten. Fellner sagte hinterher: „Das ist ein unglaubliches Gefühl. Als der Penalty drin war, wusste ich, dass wir das Ding jetzt gewonnen haben.“
Schon in der Gruppenphase erfolgreich gewesen
Bereits in der Vorrunde hatten die beiden bayerischen Vertreter ihre Gruppen dominiert. Während Stern München nicht nur die torreichste Offensive, sondern auch die wohl reifste Spielanlage zeigte, setzte sich Kaufering in der vermeintlich schwereren der beiden Dreier-Gruppen als Erster durch. In der Kaufering-Gruppe folgten am Samstagabend die Dragons Bonn mit einem knappen Sieg gegen die SG Ebersgöns/Espenau (Hessen) ins Halbfinale. Hinter München qualifizierte sich der TSC Wellingsbüttel (Hamburg) fürs Halbfinale, Dritter wurde in Gruppe A der FBC Havel (Potsdam). In ihrem Auftaktspiel gegen die SG Ebersgöns/Espenau hatten die Kauferinger zunächst leichte Anlaufschwierigkeiten, ehe sich die Reihen dann im zweiten Drittel fanden: Mit einem Doppelpack drehte Bundesligaspieler Jonas Fellner den anfänglichen Rückstand zum 2:1 und John Blümke legte nach schöner Kombination über Alexander Stolle das 3:1 nach. Fortan hielten die jungen Floorballer vom Lech ihre Gegner geschickt auf Distanz: Immer wieder rückte Ebersgöns bis auf ein Tor ran, doch Justus Kochsiek und Marco Papandrea stellten den Zwei-Tore-Abstand (5:3) jeweils wieder her. Spannend wurde es, als Elian Memedi kurz vor Schluss das 4:5 erzielte, doch auch hier hatten die Gastgeber die entscheidende Antwort: Bene Föhr setzte in der eigenen Ecke zum Sololauf an, düpierte mehrere Hessen an der linken Bande und vollstreckte zum 6:4-Auftaktsieg. Anders verlief das zweite Gruppenspiel der Roten: Gegen die SSF Dragons Bonn erwischte die Mannschaft von Cheftrainer Rasso Schorer einen Start nach Maß und legte mit drei präzisen Distanzschüssen von Kapitän Daniel Wipfler, Basti Falkenberger und Jonas Fellner schon im ersten Drittel auf 3:0 vor. Eine frühe Vorentscheidung war das aber nicht: Bonn verteidigte im zweiten Drittel sicher und kam zum 3:1-Anschluss. Derweil verbuchte Kaufering zwar weiter große Spielanteile, schlug daraus aber zu wenig Kapital. So witterten die Dragons ihre Chance, kamen früh im letzten Drittel zum 3:2 und drehten die Partie fünf Minuten vor Ende mit einem Doppelpack. Nun bäumten sich auch die Gastgeber nochmal auf und erzwangen die Verlängerung: Daniel Wipfler und Jonas Fellner setzten sich in der gegnerischen Ecke durch, Fellner tunnelte zunächst einen Bonner Verteidiger und schließlich auch noch den Torhüter mit der Rückhand – 4:4. In der fünfminütigen Verlängerung verpassten es die Red Hocks dann, den Gruppensieg klar zu machen und mussten vielmehr gegen Ende noch zittern, als sich Bene Föhr mit einem Bodenspiel auf die Strafbank manövrierte – weder Bonn noch zweimal Jonas Fellner in Unterzahl wollte aber ein Siegtor gelingen und so blieb es beim Remis.
Bayerische Vertreter ziehen ins Finale ein
Spannend wurde es am Sonntagmorgen: Im ersten Halbfinale trafen München und Bonn aufeinander – mit Favoritenrolle auf Seiten der Bayern. Dieser wurden die Isarstädter auch vom Bully weg gerecht, durften im Startdrittel allerdings nur einmal jubeln, als Bastian Zölzer zum 1:0 traf (12.). Die Dragons hatten ihre beste Phase im zweiten Drittel, als sie auf Augenhöhe mitspielten und auch vor dem Tor immer wieder gefährlich wurden. Das 1:1 nach dem Mitteldrittel beantwortete Stern München im letzten Abschnitt mit einem frühen Doppelschlag durch Yannik Zölzer. Davon erholten sich die Dragons nicht mehr – München zog sein Positions- und Passspiel nun sauber und souverän auf und hätte die Führung nach diversen Konterchancen noch weiter ausbauen können. Mit dem 4:1 nach einem langen Auswurf von Torhüter Philip Roßmann, vollendet durch Bastian Zölzer, siegte München letztlich standesgemäß und sicherte sich das erste Finalticket. Das zweite schnappten sich gut eine Stunde später die Red Hocks. Deren deutliches 2:8 täuschte aber etwas über den lange knappen Verlauf hinweg, denn in den ersten beiden Dritteln hatte der TSC Wellingsbüttel immer wieder gefährliche Nadelstiche gesetzt und die Gastgeber trotz deren Überlegenheit mehrfach vor Probleme gestellt. So ging es mit einem Unentschieden in die erste Drittelpause, aus der Kaufering dann mit viel Dampf kommen sollte: Benedikt Föhr erzielte die 2:1-Führung nach wenigen Sekunden, John Blümke ließ nach feiner Kombi über mehrere Stationen das 3:1 folgen. Trotzdem blieb Wellingsbüttel vor über 300 Zuschauern dran – mit 3:2 starteten die letzten 15 Minuten. Doch danach lief es für die „rote Macht vom Lech“: Mit einem Schlenzer von der Mittelinie ins Kreuzeck stieß Justus Kochsiek das Tor zum Finale bereits weit auf, Jonas Fellner mit zwei präzisen Schüssen machte mit zwei Treffern zum 2:6 den berühmten Sack bereits früh zu. Bis zur Schlusssirene zeigte sich Kaufering weiter spielfreudig, während die Gäste aus Hamburg nicht mehr mit letzter Konsequenz verteidigten. Benedikt Föhr und Tom Zöllner setzten mit den Treffern zum 2:8 den Schlusspunkt.
Drei Spiele, drei Entscheidungen
Wie ausgeglichen das Turnier in Summe war, zeigte das Spiel um Platz 5. Ebersgöns und Havel lieferten sich einen offenen Schlagabtausch ohne großes Taktieren und mit viel Tempo in der Offensive. Treffsicherer war zunächst Ebersgöns, das im ersten Drittel und mit dem 3:1 nach sieben Sekunden im zweiten Abschnitt vorlegte. Der FBC Havel hielt allerdings dagegen und drehte die Partie im Schlussdrittel. Mit 4:4 ging es in die Schlussminuten, wo Havel mit Pech am Außenpfosten scheiterte. Im Gegenzug bekam der Gegner aus Hessen ein Powerplay zugesprochen, das ebenso zum Tor führte wie zwei Schüsse aufs „Empty Net“. Mit 7:4 sicherte sich Ebersgöns Platz 5. Bronze angelten sich in einem spannenden Spiel um Platz 3 die Dragons Bonn gegen den TSC Wellingsbüttel. Nachdem beide Teams etwas behäbig gestartet waren, nahm die Partie spätestens im zweiten Drittel mächtig Fahrt auf. Mit einem Doppelschlag binnen vier Sekunden (!) erspielten sich die SSF Dragons eine 4:2-Führung. Die Hamburger, angetrieben von Kapitän Christoph Goers und Stratege Philipp Brandmayr, arbeiteten sich zurück in die Partie und hielten diese bis in die Schlussminuten völlig offen. Seinen hauchdünnen 5:4-Vorsprung rettete Bonn über die Zeit.
Die Allstars des Turniers
Nach dem eingangs geschilderten Finale wurde noch das Allstar-Team gekürt: Neben Torhüter Mats Wendtland (Bonn) wurden die Verteidiger Noah Makki (SG Ebersgöns/Espenau) und Lovis Sturm (München) sowie die Angreifer Yannik Zölzer (München), Daniel Wipfler und Jonas Fellner (beide Kaufering) gewählt. (pm/ext-vflkauferingfloorball)
Die Platzierungen:
- VfL Red Hocks Kaufering
- FC Stern München
- SSF Dragons Bonn
- TSC Wellingsbüttel
- SG Ebersgöns/Espenau
- FBC Havel