Es erscheint paradox: In den vergangenen Jahren hat sich der März fast zum Spitzenreiter beim Bodenfrost gemausert. Damit übertrifft er vielfach sogar die Wintermonate. Aber dies ist kein Zufall, sondern sogar eine logische Konsequenz des Wetters.
Es klingt absurd: Es ist bereits Frühling und tagein, tagaus ist Eiskratzen angesagt. Das war im Winter doch nicht so, oder? Wem genau das durch den Kopf geht, der liegt mit seiner Annahme völlig richtig.
Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline, erklärt: „Im März 2022, der erst 23 Tage alt ist, gab es im Schnitt bereits mehr Frost am Erdboden als in den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar. Und dieser März ist kein Einzelfall oder Zufallsprodukt der aktuellen Wetterlage. Auch in den vergangenen Jahren brachte es dieser Monat häufig auf mehr Bodenfrosttage als die Wintermonate.”
März: Wintertiefs weichen kräftigen Hochs
Goldhausen: „Die steigende Anzahl an Tagen mit Bodenfrost im März ist eine logische Folge einer grundlegenden Umstellung der Wetterlage. Im März verabschieden sich die Tiefs. Hochdruckgebiete mit vielfach klarem Himmel übernehmen die Regie beim Wetter. Dann hat Bodenfrost im März leichtes Spiel, da die Nächte noch recht lang sind und sich die Luft bei klarem Himmel bodennah schnell abkühlt. In der Folge rauschen die Temperaturen selbst bei nur wenigen klaren Nachtstunden unter den Gefrierpunkt. Genau dies war in den vergangenen Jahren häufiger zu beobachten.”
Hochdruckwetterlagen nehmen zu
Die Anzahl der Tage mit Bodenfrost lag im März 1990 im Schnitt noch bei 17 Tagen. Mittlerweile sind es durchschnittlich schon 20 Tage mit Bodenfrost. Zum Vergleich: In den Wintermonaten hat die Anzahl der Tage mit Bodenfrost abgenommen oder ist gleichgeblieben. Somit liegt nur der Januar mit knapp über 20 Tagen noch vor dem März. Im Dezember und Februar gibt es mittlerweile durchschnittlich weniger Frosttage am Boden als im März.
Die zunehmende Hochdruckdominanz im ersten meteorologischen Frühlingsmonat lässt sich auch mit vielen anderen Wetter-Parametern belegen. So nimmt in den vergangenen Jahren im März die durchschnittliche Luftfeuchte ab, der Luftdruck steigt und der Tagesgang der Temperatur wird deutlich größer. Das alles ist ein untrügliches Zeichen für zunehmendes Hochdruckwetter.
Veränderung der Wetterlage auch im April und Mai?
Auch der April tendiert zu mehr Bodenfrost und zeigt in den vergangenen Jahren mit steigendem Luftdruck und sinkender Luftfeuchte in eine ähnliche Richtung. Ab Mai ist dieser Trend allerdings nicht mehr so eindeutig zu beobachten. Ob und inwieweit diese Tendenz eine Folge des Klimawandels ist, lässt sich so einfach allerdings nicht beantworten. Letztlich handelt es sich in erster Linie um eine Umstellung der Wetterlage im zeitigen Frühjahr.
Die zunehmenden Hochdruckwetterlagen im Frühjahr bergen eine Gefahr. Wenn bereits der Frühling komplett trocken startet und diesem vielleicht auch noch ein trockener Sommer folgt, dann sind die Probleme immens.
Die Niederschlagsmengen im März und April sinken im Schnitt stetig seit etwa 1990. In den vergangenen Jahren führte dies mit der beginnenden Wachstumsphase der Pflanzen immer wieder zu Problemen mit Trockenheit und auch zu erhöhter Waldbrandgefahr.