Was war das für ein Wochenende! Während die 1. Mannschaft der Red Hocks das Spiel bis zur letzten Sekunde spannenden hielten und dann in der Overtime aus der Pokalrunde flogen, schaffte die Herren II einen klaren Sieg gegen die Gäste aus Dresden und sind somit eine Runde weiter.
Einen Pokalkrimi mit nur vorläufigem Happy End haben sich die Red Hocks im Pokalderby mit dem zweiten bayerischen Bundesligisten, dem FBC München, geliefert. Dank einer irren Aufholjagd retteten sich die Kauferinger in die Verlängerung, kassierten dort aber das entscheidende 6:7.
So schnell ist Floorball: Drei Sekunden waren noch auf der Uhr, den Red Hocks bot sich ein Freischlag in der gegnerischen Ecke. Jonas Fellner haute den Ball Richtung Tor, abgewehrt, nochmal vors Tor, Gewurschtel – und Daniel Wipfler gleicht unmittelbar vor der Schlusssirene zum 6:6 aus. Das dank der 326 Zuschauer beider Fanlager sowieso schon ohrenbetaubend laute Sportzentrum kocht.
Zuvor hatten die Kauferinger – mal wieder – zur Aufholjagd angesetzt. Zur Mitte des letzten Drittels lagen die Red Hocks bereits zurück. Mit 2:6 war der Rückstand deutlich – und das zu Recht. Doch Wipfler (53.), Johannes Föhr (54.) und Comebacker Moritz Leonhardt (58.) brachten ihr Team mit ihren Treffern zurück ins Spiel.
„Zu viele Fehler hinten, zu viele verschwendete Chancen vorne“
Moritz Ballweg
Wenn die Konstanz nur so groß wäre wie die Moral. Fragen müssen sich die Kauferinger nämlich, wieso es regelmäßig eine Abreibung im zweiten Drittel braucht, um dann kurz vorm Abgrund ihr ganzes Leistungspotenzial zu entfalten. Denn nachdem sich beide Teams einen gutklassigen ersten Durchgang (1:1) geliefert hatten, brachen die Gastgeber zum wiederholten Male ein. Drei der ersten fünf Gegentore fielen erneut nach ruhenden Bällen, offensiv blieb es zu oft bei Ansätzen. „Zu viele Fehler hinten, zu viele verschwendete Chancen vorne“, fasst Moritz Ballweg zusammen, der diesmal für seinen Kollegen Dominik Bürger im Kauferinger Tor Platz gemacht hatte. „Wir haben es nicht geschafft, aufs erste Drittel aufzubauen.“
Dass nicht jede Aufholjagd ein glückliches Ende findet, zeigte dann die Overtime. „Wir schienen wieder gut ins Spiel gefunden zu haben“, findet Ballweg. Die zuvor drückenden Red Hocks nahmen den Fuß jedoch etwas vom Gaspedal, München kam wieder zu eigenen Angriffen. Einen solchen startete Asko Heinaro am eigenen Tor. Von drei Kauferingern nicht entscheidend gestört, packte der Kapitän der Landeshauptstädter die Rückhandpeitsche aus und der Ball trudelte flach ins Netz – Pokalaus.
Zweite Mannschaft souverän am Start
Die zweite Mannschaft der Red Hocks, ihres Zeichens Regionalligist, hat es erneut geschafft. Zum dritten Mal in dieser Pokalsaison war den Lechfloorballern ein Zweitligist zugelost worden, zum dritten Mal setzten sie sich durch. Nachdem tags zuvor die erste Mannschaft gegen den FBC München ausgeschieden war, ist es nun die Reserve, die durch ihr 8:3 über den USV TU Dresden die Kauferinger Fahne im Pokal weiter hochhält.
Das war die perfekte Antwort: Mit 4:1 waren die Kauferinger ins letzte Drittel gestartet, hatten sich Galligkeit und defensive Stabilität verordnet – und hatten nur 15 Sekunden nach Wiederanpfiff nach einem Ballverlust das zweite Gegentor kassiert. Doch Flamme wurde aus diesem Aufglimmen der Dresdener Hoffnungen keine. Denn wiederum nur 35 Sekunden später hatten sich zwei Routiniers im Kauferinger Trikot eine Freischlagvariante zurechtgelegt: Marco Tobisch auf Maximilian Falkenberger – 5:2. „Danach ist nichts mehr angebrannt“, freut sich der Kapitän und Vorlagengeber.
Schon der Start ins Spiel war gut gelaufen. Auf den ersten Hochkaräter nach wenigen Sekunden durch Lukas Trieb, später zum Man of the Match gekürt, folgten gleich mehrere Dresdener Einschusschancen, doch dann übernahmen die Hausherren die Kontrolle. „Wenig Fehler, sichere Defensive und ein Plan für den Spielaufbau, der gut funktioniert hat“, fasst Tobisch den Plan seines Teams zusammen. „Im ersten Drittel hat das wirklich gut geklappt.“
Die Gäste blieben verhalten, Marc Lippert (4.) nach schöner Vorlage von Youngster Tom Zöllner, Stefan Bergmair nach einem langen Ball und Trieb per Direktabnahme nach einem Falkenberger-Pass stellten auf 3:0, ehe die Gäste vor der Pause noch einen Freischlag verwandelte. „Dass Dresden nicht ins Spiel gekommen ist, haben wir sehr gut ausgenutzt“, lobt Tobisch. „Das muss man aber auch, um als Underdog gegen ein höherklassiges Team zu gewinnen.“
Hernach sah das schon etwas anders aus. Zwar erhöhte Ferdinand Reichenberger (21.) rasch, dann aber kam der Favorit stärker auf. „Im zweiten Drittel haben wir uns zu sehr auf die Führung im Rücken verlassen, da hätte Dresden mit etwas mehr Glück und mehr Effizienz bei den klaren Chancen zurückkommen können“, findet Tobisch.
So aber kam das 5:2 einer Vorentscheidung gleich. Lippert, Trieb und Tobisch selbst erhöhten im Schlussdurchgang noch weiter, Schlussmann Marco Trick machte vor 200 Zuschauern einen ebenso sicheren Job wie in den zwei Dritteln zuvor Dominik Fellner. Den Schlusspunkt setzte dann Dresden. „Insgesamt fällt das Ergebnis vielleicht etwas zu hoch aus, aber nichtsdestotrotz haben wir heute einen guten Job gemacht“, so Tobisch.
Die Auslosung des Pokalachtelfinales ist für den 5. Dezember am Rande der Damen-WM in Singapur angesetzt. Für Kauferings Zweite geht es am Samstag in der Regionalliga gegen die SG Nürnberg/Regensburg weiter. (Text: FVB)