Sage und schreibe fünf Tore Rückstand haben die Red Hocks Kaufering im ersten Playoff-Viertelfinalspiel gegen die DJK Holzbüttgen aufgeholt. Mit dem Rücken zur Wand stehend, drehten die Kauferinger ihr Heimspiel in der „Best-of-Three“-Serie noch zu einem 7:6-Sieg in der Verlängerung.
Als die Sirene zur zweiten Drittelpause ertönte, spiegelten die Mienen der Kauferinger Spieler das Ergebnis, das auf der Anzeigetafel stand, bestens wider: ein konsternierendes 0:5 war dort zu lesen. Und das, obwohl man sich so viel vorgenommen und auch noch Extra-Trainings speziell für die Vorbereitung auf Holzbüttgen abgehalten hatte. Die hängenden Köpfe, die nach 40 Spielminuten in Richtung Kabine trotteten, versprachen da kaum Besserung für die letzten 20 Minuten. Und auch Tobias Hutter räumte nach dem Spiel ein: „Als wir gegen Ende des Drittels auf der Bank saßen, haben wir schon nicht mehr wirklich dran geglaubt, dass da noch was gehen könnte.“
Doch Hutter war maßgeblich daran beteiligt, dass bei den nimmermüden Kauferinger Fans – 263 Zuschauer waren insgesamt in der Halle – von Minute zu Minute wieder Hoffnung aufkeimte. Für den Brustlöser sorgte jedoch zunächst Martin Rieß in der 46. Minute, als er einen Fehler in der Hintermannschaft des deutschen Meisters ausnutzte und den starken Torhüter Jan Saurbier verlud – immerhin stand es nun 1:5. Dass hier mehr gehen könnte als der Ehrentreffer, zeichnete sich erst neun Minuten vor Spielende ab, als Tobias Hutter einen Doppelpass mit Leevi Väänänen spielte, den der Finne mit einem wuchtigen Rückhand-Schlenzer veredelte. Nicht minder sehenswert ging es weiter, als sich Moritz Billes im Dribbling gegen drei Gegenspieler durchsetzte und seinen Schuss punktgenau in den rechten Winkel nagelte – der Doppelschlag zum 3:5 binnen 19 Sekunden war perfekt.
Doch ebenjene 19 Sekunden später jubelte Holzbüttgen auf der anderen Seite, als Nils Hofferbert mit dem 6:3 wieder für vermeintlich klare Verhältnisse sorgte (52.). Ans Aufgeben dachte bei den Gastgebern nun aber niemand mehr: Die Red Hocks, die ihrer Paradereihe um die lettischen Verteidiger Bracka und Luzinskis sowie Hutter, Väänänen und Moritz Leonhardt nun viel Spielzeit gaben, beherrschten das Spiel und machten viel Druck. Nach einem Querpass von Hutter traf Leonhardt zum 4:6 (55.), doch trotz aller Überlegenheit lief den Kauferingern nun die Zeit davon. Deshalb blieb nichts mehr anderes übrig, als den zum letzten Drittel eingewechselten Moritz Ballweg für einen sechsten Feldspieler aus dem Tor zu nehmen, um zwei weitere Treffer zu erzwingen. Und das wurde tatsächlich belohnt: Obwohl Saurbier im Holzbüttgener Tor in der heißen Schlussphase überragend hielt, verkürzte erneut Leonhardt auf 5:6. Und als nur noch fünf Sekunden auf der Uhr waren, gab es nochmal Freischlag direkt vor dem DJK-Tor – die allerletzte Möglichkeit, um sich noch in die Verlängerung zu retten. Kriss Luzinskis legte rüber auf Hutter und der 28-Jährige fand die Lücke in der Mauer, um den Ausgleich zu erzielen.
Sichtlich geschockte Holzbüttgener taten sich in der Verlängerung schwer, wieder ins kontrollierte Spiel der ersten zwei Drittel hineinzufinden und kamen nur durch einen Volley von Torben Kleinhans noch zu einer guten Chance. Kaufering derweil hatte nun das Glück des Tüchtigen: Benedikt Richardon probierte es aus spitzem Winkel einfach mal und der Ball flutschte Saurbier ins kurze Eck zum 7:6-Siegtreffer durch. Anschließend gab´s für die Red Hocks kein Halten mehr.
Doch entschieden ist im Viertelfinale noch nichts: Am kommenden Samstag findet Spiel 2 in Holzbüttgen statt. Mit einem Sieg könnten die Red Hocks den Halbfinaleinzug perfekt machen, andernfalls gäbe es ein Entscheidungsspiel am Sonntag, dann ebenfalls in Holzbüttgen.
Warum es die Anlaufschwierigkeiten in den ersten beiden Dritteln gab, vermochte im Kauferinger Lager niemand so recht zu beantworten. Hatte nach dem verhaltenen ersten Abschnitt zumindest das Ergebnis noch halbwegs gestimmt (0:1), häuften sich insbesondere individuelle Fehler im zweiten Durchgang. Das nutzte Holzbüttgen eiskalt und spielte die schnellen Konter immer wieder effektiv zu Ende – zum Leidwesen von Kauferings Torhüter Tero Laitinen, der bei allen Treffern machtlos war. Doch selbst eine 5:0-Führung sollte dem amtierenden deutschen Meister am Sonntagabend nicht reichen, wie sich später herausstellte.
„Wir haben nie aufgegeben und haben uns das Comeback im letzten Drittel hart erarbeitet“, erklärt Kapitän Marco Keß. „Nun wollen wir mit der richtigen Einstellung und viel Selbstvertrauen in Spiel 2 gehen und Holzbüttgen ein zweites Mal schlagen.“ Die Partie wird um 18.30 Uhr angepfiffen und wird per Livestream im Internet übertragen.
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